Wie ich Wissenschaft betrachte

 

Grundlagenforschung beschäftigt sich mit dem Wissen und dem Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge ohne dabei ein bestimmtes praktisches Ziel zu verfolgen,[1] während angewandte Wissenschaften praktische Ziele verfolgen,[2] bzw. der Veränderung und Beeinflussung natürlicher Phänomene gilt. Angewandte Wissenschaften sind oft von finanziellen und sogar politischen Interessen geprägt, es geht in der Medizin nicht mehr darum den Körper zu verstehen, sondern meiner Meinung nach darum ihn zu manipulieren und von seiner ursprünglichen Funktionsweise damit weg zu bringen. Angewandte Wissenschaften verwerfen meiner Ansicht nach oft Erkenntnisse der Grundlagenforschung oder legen diese so einseitig aus, dass die ursprünglichen Aussagen durch eine Herausnahme aus dem ursprünglichen Kontext verfälscht werden. Dies kann nur geschehen, wenn man Wissenschaft von der Erfahrung und persönlichen Überprüfung abkoppelt. Dieser Auffassung folgt auch die sogenannte Evidenzbasierte Medizin. Diese definiert sich als „gewissenhafter, ausdrücklicher und umsichtiger Gebrauch der aktuell besten Beweise für Entscheidungen in der Versorgung eines individuellen Patienten“.[3] Als Beweis gilt hier ausdrücklich auch die klinische Erfahrung und die eigenständige Bewertung vorhandener Studien.[4] Grundlagenforschung soll im Zweifel als Referenzrahmen des Behandlers dienen.[5] Es wird darauf hingewiesen, dass externe klinische Beweise (gemeint sind z.B. Studien) lediglich informieren, jedoch niemals die eigene klinische Erfahrung ersetzen dürfen.[6] Studien gelten nach dieser Auffassung eher als Entdeckung denn als Beweis. In meiner Praxis spielt das Studium der Grundlagenforschung eine große Rolle. Grundlagenforschungen sind nicht immer neu, was sie aus meiner Sicht nicht unbedingt schlechter macht. Forschungen zitiere oder verwende ich nur, wenn die Ergebnisse mit meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen überein stimmen. Ansonsten traue ich mir mittlerweile zu Forschungen auch einfach zu verwerfen, egal wie oft deren Ergebnisse in den Medien wiederholt werden, wie viele Studien oder Koryphäen dies und jenes beweisen sollen. Ich zitiere Forschungen nicht als Beweis für meine Behauptungen, sondern als Ausgangspunkt für die eigenen Erwägungen des Lesers. Bevorzugt werden Forschungen von unabhängigen Forschern und Instituten. Menschen, die meiner Ansicht nach plausible und in meiner Praxis reproduzierbare Ergebnisse über einen gewissen Zeitraum darstellen und zwar ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Manchmal verwerfe ich auch meine eigenen Hypothesen nach einer Weile oder differenziere meine Aussagen. Dies ist auch der Grund warum ich eine Weile gebraucht habe ein Buch zu schreiben (welches im Frühjar 2019 voraussichtlich erscheint). In dieses wollte ich nur Erkenntnisse einfließen lassen, die sich wirklich in der Praxis bewährt haben. Es ist mir dennoch wichtig Therapien zu verändern, wenn ich neue Beobachtungen und Erkenntnisse habe. Immer mehr wird mir bewusst, dass Behandlungen absolut individuell sein müssen. Was dem einen nützt, schadet unter Umständen dem nächsten. Dementsprechend möchte ich keine meiner Aussagen als wissenschaftlich beweisend verstanden wissen. Diese Seite entspricht im Sinne der Erfahrungsheilkunde einfach meinem Wissens- und Erfahrungsschatz zum Zeitpunkt der Aufzeichnung. Ich fordere jeden Leser ausdrücklich dazu auf, sich eine eigene Meinung anhand der angegebenen sowie selbst erforschten Quellen in Verbindung mit der eigenen Erfahrung zu bilden. Denn, wer sich traut, eine Meinung zu vertreten, ist schon auf einem guten Weg, ein mündiger Patient zu werden- was mir ein großes Anliegen ist.

[1] Der Begriff geht zurück auf Vannevar Bush, zitiert in “What is Basic Research?”, National Science Foundation, 1953, PDF Dokument

[2] Roll-Hansen, 2009, S. 4

[3] D. L. Sackett, 1996, S. 71

[4] D. L. Sackett, 1996, ebenda

[5] D. L. Sackett, 1996, ebenda

[6] D. L. Sackett, 1996, ebenda