„Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.“

– Johann Wolfgang von Goethe, aus Wilhelm Meisters Wanderjahre

 

Häufig besteht bei Patienten Verwirrung über die Rolle des Therapeuten im Genesungsprozess. Anders als in der konventionellen schulmedizinischen Behandlung, handelt es sich bei einer ganzheitlichen Behandlung um eine Partnerschaft zwischen Therapeuten und Patienten, wobei der Therapeut eigentlich nur der Co-Pilot der Behandlung ist, bzw. die Hebamme für die Entfaltung des Patienten.

Dies stellt automatisch Anforderungen an den Patienten, die er aus der Behandlung beim Arzt nicht gewohnt ist.

Der Patient sollte bei der ganzheitlichen Behandlung:

  • Interesse für die Vorgänge im eigenen Körper aufbringen.
  • Verstehen warum sich seine gesundheitlichen Probleme eingestellt haben.
  • Verstehen, dass sein Problem nicht über Nacht entstanden ist und daher auch nicht über Nacht verschwinden wird. Regulationsprozesse brauchen Zeit.
  • Die Verantwortung für seine Gesundheit übernehmen, indem er erkennt, dass nur durch Veränderungen im Leben (Ernährung, Nahrungsergänzung, Life-Style, Psyche etc.) auch die gesundheitliche Situation verändert werden kann.
  • Verstehen, dass die eigentliche Therapie zwischen den Beratungsterminen stattfindet, indem der Patient die für ihn wichtigen Maßnahmen auch umsetzt.
  • Verstehen, dass die Lösung gesundheitlicher Probleme immer komplex ist. Anders als beim Arzt gibt es hier nicht einfach nur ein Mittelchen, was die Kopfschmerzen, Hormonprobleme oder sonstigen Beschwerden “erledigt”. Erst die Summe aller Maßnahmen führt zu einer Verbesserung der Gesundheit als solches. Es wird der Mensch behandelt, nicht das Symptom!
  • Verstehen, dass das Gesundheitssystem in Deutschland leider nicht dazu bereit ist die Kosten einer selbstverantwortlichen Therapie des Patienten zu übernehmen. Lediglich privatversicherte Patienten und Patienten mit einer privaten Zusatzversicherung bekommen zumindest einen Teil meiner Honorarsätze erstattet. Untersuchungen, Nahrungsergänzung und naturheilkundliche Präparate müssen leider selber bezahlt werden.
  • Verstehen, dass der Therapeut ihm die Arbeit nicht abnehmen kann. Er kann dem Patienten nur zeigen wie es geht.
  • Bereit sein seinen Körper so weit kennen zu lernen, dass er den Therapeuten im Laufe der Behandlung immer weniger braucht, indem er selber lernt, was ihm sein Körper durch Symptome erzählen möchte.

Was ein Therapeut nicht leisten KANN

Die meisten Menschen suchen einen Therapeuten auf und erwarten von ihm, dass er Ihnen Mittel und Wege an die Hand gibt, die ihnen erlauben dem eigenen Körper endlich ihren Willen aufzuzwingen.

Doch das ist nicht die Rolle des Therapeuten.

Ein Therapeut ist dazu da dem Patienten dabei zu helfen zu erkennen, was der Wille des Körpers ist!

Diese simple Tatsache ist der Dreh- und Angelpunkt einer jeden erfolgreichen Therapie. Dennoch fällt es vielen Patienten schwer zu akzeptieren, dass sie die Natur nicht verändern können. Sie können die Natur (und damit ihren Körper) nur verstehen und im Einklang mit ihm handeln und leben. Sehr viele Patienten hegen auch die heimliche und völlig unbegründete Hoffnung, dass gerade sie von Veränderungen in ihrem Leben nicht betroffen wären und dass die Natur für sie ein besonderes Schlupfloch bereit hält, wodurch sie auf wunderbare Weise von ihrem Leiden befreit würden ohne etwas zu verändern und ohne Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen. Doch auch der Marlboro Man – ein scheinbares Symbol für Unabhängigkeit und die Besiegbarkeit der Natur – ist an Krebs gestorben.

Das klingt zwar zunächst alles simpel. Aber nicht selten wünschen sich Patienten von ihren Therapien das Unmögliche. Sie wollen am liebsten ohne Zeit- und Geldaufwand und vor allem ohne Veränderungen in ihrem Leben zur Gesundheit kommen.

Das ist in etwa so als würden Sie vom 20. Stock springen, sich verletzen und dann über die Schwerkraft schimpfen. Keiner weiß warum die Natur oder die Welt so ist wie sie ist. Wichtig im Kopf zu behalten ist: Therapeuten haben die Regeln nicht erfunden. Sie können sie nur beobachten und aus ihnen ihre Schlussfolgerungen ziehen.

Dieses Dilemma wird insbesondere an folgenden Punkten in der Behandlung  zum Problem:

  • Der Patient möchte schnell gesund werden und versteht nicht, dass er für alle Fehlentscheidungen gegen die eigene Natur (ob bewusste oder unbewusste) einstehen und diese rückgängig machen muss. Das braucht Zeit.
  • Der Patient möchte nach langer Leidensgeschichte wieder mehr Freiheit im Leben haben. Er möchte wieder feiern, Alkohol trinken, alle Lebensmittel essen, die ihm schmecken. Das ist verständlich, funktioniert so aber leider nicht. Ziel der Behandlung ist natürlich dem Patienten wieder zu erlauben alles zu essen, so viel Energie zu haben, dass eine Nacht durchgefeiert werden kann und dass er Toxine vertragen kann ohne zu kollabieren. ABER. Die meisten Patienten sind nicht bereit die Schritte zu gehen, die es braucht, um diese Ziele zu erreichen. Sie wollen alles sofort haben, bzw. selber entscheiden wann es soweit zu sein hat. Die Natur hat aber ihre eigenen Gesetze. Wenn Patienten Ihrem Körper das geben, was er braucht, dann gibt er ihnen irgendwann auch wieder das, was sie wollen. Das alles in Maßen natürlich. Weißer Zucker, Alkohol und Schlafmangel können von gesunden Nebennieren kompensiert werden. Gesund ist ein solches Verhalten natürlich noch lange nicht.
  • Der Patient muss über einen langen Zeitraum neben den Honoraren des Therapeuten Geld für naturheilkundliche Maßnahmen, Nahrungsergänzung etc. ausgeben und versteht nicht, dass er bei seiner Behandlung nicht bei “Null” anfängt zu therapieren, sondern quasi im “Dispo”. Heutzutage sind Körper so vergiftet und nährstoffberaubt, dass nur eine längere Therapie mit Nährstoffen und ausleitenden Substanzen den Körper wieder auf “Null” bringt. Unser Leben ist heutzutage so stressig und die Ernährung so nährstoffarm, dass die meiste Nahrungsergänzung nicht in die Speicher geht, sondern für das Tagesgeschehen verwendet wird (mehr dazu hier).
  • Der Patient hat viel mehr “Baustellen” als ursprünglich angenommen und muss sich nun weiteren Untersuchungen und Therapien aussetzen. Das kostet Geld und noch mehr Zeit. Doch Hormonprobleme sind eine unspezifische Antwort auf Stress. Völlig egal, ob der Patient 2 oder 20 Stressoren hat. Erst wenn der Stress aller wesentlichen Stressquellen aufhört, pendelt sich das Hormonsystem wieder ein.

Praktische Konsequenzen für den Patienten im Hinblick auf eine Behandlung bei mir:

  • Meine Therapie ist ganzheitlich. Der Patient muss über einen längeren Zeitraum seine Ernährung umstellen, Nahrungsergänzung einnehmen, Ausleitungsmaßnahmen betreiben, seine Lebensumstände verändern u.a.
  • Der Patient sollte sich auf ein monatliches Budget an Nahrungsergänzung etc. einstellen (zwischen 150 und 200 Euro).
  • Der Patient muss damit rechnen, dass nach den Anfangsuntersuchungen weitere Untersuchungen notwendig sein können. Manche Baustellen, die hormonelle Probleme aufrecht erhalten, sind ein Fachgebiet für sich. Da ich für meine Patienten immer die bestmögliche Behandlung möchte, schicke ich sie weiter, wenn mein Fachwissen nicht mehr ausreicht. Eine Therapie des Hormonsystems ist nur dann möglich, wenn die Ursachen der Störung gesucht, gefunden und beseitigt werden.
  • Die Fäden der Behandlung verbleiben allerdings in meiner Hand. Damit sollten Patienten neben der Therapie bei mir keine unabgesprochenen Therapien bei Kollegen beginnen. Gerade die Therapie mit Kräutern oder Ausleitungstherapien können eine Therapie bei mir im Wesentlichen beeinträchtigen. Viele Patienten haben bereits Ausleitungstherapien (Schwermetalle, Viren, Toxine) hinter sich. Doch Tests in meiner Praxis beweisen leider immer wieder, dass diese nicht erfolgreich waren. Insbesondere dann, wenn sie alleinig mit energetischen Verfahren wie Bioresonanz erfolgt sind.
  • Viele Patienten versuchen im Laufe der Behandlung mit mir zu “verhandeln” ob sie dies oder das “dürfen”, also Dinge, die laut Therapieplan “verboten” sind. Doch solche “Anfragen” sind nicht Teil einer selbstverantwortlichen Therapie. Ich bemühe mich immer sehr darum klare Empfehlungen zu geben. Sollte sich der Patient nicht daran halten wollen, muss er dafür auch die Konsequenzen tragen (sprich: eine Verzögerung des Genesungsprozesses in Kauf nehmen). Ich muss ihm diese nicht erlauben.
  • Ein großer Pfeiler meiner Therapie ist die Information des Patienten. Er bekommt von mir viele Informationen am Anfang der Therapie. Ich erwarte im Gegenzug von dem Patienten, dass er sich mit den ausgegebenen Informationen auch auseinandersetzt und in der fortlaufenden Therapie darauf zurück greift.
  • Gerade am Anfang der Therapie reagiert das System oft heftig. Ich versuche dem Patienten Werkzeuge an die Hand zu geben zunächst einmal selbst Lösungen zu finden, um sein eigenes Wohlbefinden zu steigern. Das mache ich nicht nur, um mir Arbeit zu ersparen, sondern um dem Patienten Geld und Umwege zu ersparen. Wenn die nötigen Maßnahmen “abgearbeitet” wurden, stehe ich selbstverständlich zur Verfügung. Ich versuche natürlich Reaktionen so weit wie möglich abzumildern, aber ganz verhindern kann man sie oft nicht. Da muss der Patient dann leider durch.

Ein paar Anmerkungen zum Schluss:

Wir als Menschheit haben im Laufe der letzten Jahrhunderte dafür gesorgt, dass wir uns unserer eigenen Lebensgrundlage immer weiter berauben. Das macht sich auf vielen Gebieten bemerkbar:

  • Kunstdünger haben dafür gesorgt, dass unsere Böden kaum noch Nährstoffe enthalten.
  • Dann haben wir auch noch dafür gesorgt, dass selbst Nahrungsmittel wie Milch nicht mehr naturbelassen sind, weil sie homogenisiert und pasteurisiert werden. Industrialisierte und raffinierte Lebensmittel werden als normal betrachtet.
  • Unsere verpestete Umwelt und der Einsatz von Toxinen als Pflanzenschutzmittel sorgten zudem noch dafür, dass ein erhöhter Nährstoffbedarf besteht, um Toxine und Schwermetalle wieder auszuleiten.
  • Viele Chemikalien entfalten eine östrogenartige Wirkung. Damit erhöhen wir die Gefahr für Krebserkrankungen, sorgen dafür dass geschlechtsspezifische Unterschiede niveliert werden und sind auf dem besten Wege uns als Menschheit unfruchtbar zu machen.
  • Unser Lebensstil im “Hamsterrad” entspricht nicht dem natürlichen Biorhythmus. Ruhezeiten werden nicht mehr eingehalten und das Bedürfnis nach Erholung einfach übergangen.
  • Die meisten Menschen sind in Deutschland, einem der reichsten Länder überhaupt, oft mangelernährt. Eiweißmängel oder die Versagung von Kohlenhydraten verhindern schon an der Basis eine gute Funktion des Stoffwechsels und Hormonsystems. Die Wichtigkeit von Ernährung und einer ausreichenden Nährstoffversorgung als absolute Basis des Lebens wird nicht erkannt. Deutsche sind im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn viel weniger dazu bereit für Qualität in der Ernährung zu bezahlen. Autos, Friseurbesuche, Urlaub etc. sind bei den meisten Menschen Priorität. Dabei sind im Vergleich in Deutschland Lebensmittel sehr günstig. Oft sind Biolebensmittel in Deutschland günstiger als bei unseren Nachbarn konventionell angebaute Lebensmittel. Was soll in einem Liter Milch für 99 Cent schon drin stecken? Und wovon will der Bauer leben ohne den wir buchstäblich nicht überleben können?

Für diese kollektiven Fehltritte müssen wir nun als Einzelne büßen. Das ist bitter, aber leider nicht zu ändern. Wir können aber durch bewusste Entscheidungen in unserem Leben Einfluss auf unsere persönliche Gesundheit und auf die Gesellschaft nehmen, damit nachfolgende Generationen wieder natürlichere Lebensbedingungen haben.

Albert Einstein drückt das so aus:

“Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.”

Bild: Tommyv580, Wikipedia