Auch das Immunsystem wird durch eine Störung des Hormonsystems erheblich beeinträchtigt. Zu hohe oder zu niedrige Kortisolwerte (welche meist auch eine Störung der Schilddrüsenfunktion bewirken, siehe Stressstoffwechsel) sind meist die Stellschraube dafür, dass das Immunsystem “aus dem Ruder läuft”. Dies kann eine wichtige Ursache von Hormonstörungen bei Nahrungsmittelallergien, Intoleranzen, Neurodermitis, chronischen Infekten und chronischer Erschöpfung sein. Denn ein “hysterisches” Immunsystem hält wiederum den Stressstoffwechsel aufrecht- ein Teufelskreislauf.

Grundsätzlich werden die Hauptaufgaben des Immunsystems durch die weißen Blutkörperchen erledigt. Diese weißen Blutkörperchen kommunizieren durch Botenstoffe miteinander, sodass die einzelnen Abwehrzellen genau wissen was sie zu tun haben. Ein Teil der weißen Blutkörperchen ist dabei ständig in Blut und Lymphe unterwegs, um eindringende Mikroorganismen unschädlich zu machen.

Ein Teil der weißen Blutkörperchen hat eine Kundschafterrolle, während der andere Teil den eigentlichen Abwehrkörper darstellt.

Die Kundschafter geben dann bei Bedarf dem Abwehrkörper den Befehl zum Einsatz. Dieser Abwehrkörper hält sich bevorzugt an Darm und Atemwegen auf, weil dort bevorzugt der Kontakt mit der Außenwelt stattfindet. Der Eine Ast dieser Kundschafter ist für die Ermittlung von Viren, intrazelluläre Bakterien und Parasiten zuständig (TH 1), während der andere Ast für die Ermittlung von extrazellulären Bakterien und Fremdeiweißen, z.B. Allergene, zuständig ist (TH 2).

Bei dem Abwehrkörper gibt es solche, welche die Information vergangener Angriffe auf das Immunsystem bewahren und bei Wiederkontakt zur Verfügung stellen. Diese Information wird durch sogenannte Antikörper vermittelt, welche die Mikroorganismen sofort angreifen (IGG Antikörper). Manche dieser Antikörper werden auch von der Mutter auf das unvollständige Immunsystem ihrer Kinder übertragen, damit diese einen Sofortschutz haben (IGA Antikörper). Dann gibt es noch Antikörper, die für die Abwehr speziell von Fremdeiweißen, z.B. Parasiten zuständig sind (IGE Antikörper). Diese sind jedoch auch für allergische Reaktionen zuständig und stehen damit auch mit dem Histamin, einem Botenstoff, der Entzündungen vermittelt, in Verbindung.

Im Stressstoffwechsel kommt es nun zu Verschiebungen der oben genannten Mechanismen. Durch Einwirkung von Stresshormonen, kann die Immunabwehr unter- oder überaktiv werden.

Das Stresshormon Kortisol ist dabei in Notzeiten u.a. dazu zuständig Immunreaktionen zu unterdrücken. In diesem Fall ist der TH1 Ast des Kundschafterastes verstärkt. In diesem Fall kann der betroffene Mensch zu chronisch bakteriellen Infekten neigen.

Ist der eine Ast des Kundschaftersystems überaktiviert, wird der andere Ast gehemmt. Bei Überaktivität des TH1 Astes, ist damit der TH2 Ast gehemmt.

Im umgekehrten Fall, indem das TH2 System überaktiv ist, kann der Mensch daher zu chronisch viralen Infekten neigen. Hinzu kommt, dass Viren, anders als Bakterien, nur innerhalb der körpereigenen Zellen überleben können und somit noch einmal schwerer von der Kundschafterabwehr gefunden werden können. Wenn das TH2 System aktiv ist, kommen nun diese in den Zellen versteckte Viren in das Blut, vermehren sich und überfallen den Körper.

Was bedeutet das für die Therapie von Nahrungsmittelallergien, Intoleranzen, Neurodermitis, chronischen Infekten und chronischer Erschöpfung?

Grundsätzlich fängt man an den Stoffwechsel zu stabilisieren (Stufe I meiner Behandlung). In einigen Fällen erholt sich das Immunsystem durch die Unterstützung des Hormonsystems von alleine. Sollte dies nicht der Fall sein, muss man zusätzlich (nicht alternativ) spezifische Maßnahmen ergreifen, die das Immunsystem unterstützen. Diesbezüglich sollten dann weitere Bluttests erfolgen. Diese untersuchen dann in der Regel folgende Parameter (welche meist nicht durch Standard Bluttests abgedeckt werden):

  • Die Virenlast des Körpers. Besonders die Viren, die zur Herpes Familie gehören, sind in oben beschriebenen Fällen aktiviert (EBV, Zytomegalie, Herpes simplex, Herpes Zoster etc.)
  • Die Bakterienlast des Körpers (z.B. Borrelien, Chlamydien)
  • Bestimmung des “Astes” des Immunsystem, der aktiviert ist (TH1 oder TH2)
  • Bestimmung einzelner Botenstoffe, die für die Kommunikation der Immunzellen wichtig sind

Nach diesen Testergebnissen lässt sich dann eine auf den Patienten zugeschnittene Unterstützung des Immunsystems vornehmen.

Die Therapie dazu nennt sich Mikroimmuntherapie. Näheres dazu finden Sie hier.

Der Bluttest zur Mikroimmuntherapie findet bei spezialisierten Laboren statt. Anders als andere Tests, die ich durchführe, ist dieser Test kein Heimtest.

Bild: Uwe Thormann,  Wikipedia