Wozu brauchen wir Vitamin D?

Vitamin D

    • steigert die Kalzium Aufnahme im Darm von ca. 15% auf 30%.
    • ist ein Gegenspieler von Vitamin A.
    • kann vom Menschen durch den Aufenthalt in der Sonne produziert werden und auch oral aufgenommen werden (z.B. durch Lebertran oder Butter), wobei durch die Nahrung der kleinste Teil an Vitamin D aufgenommen wird. Eine Überdosierung durch Sonnenbaden kann nicht passieren, da der Körper automatisch aufhört dieses zu produzieren, sobald die Bedürfnisse des Körpers erfüllt sind
    • ist heute auch als steroidähnliches Hormon bekannt, welches eine Wirkung auf das Immunsystem hat

Warum brauchen die meisten Menschen Vitamin dennoch NICHT?

Der Einsatz von Vitamin D erfolgt lediglich bei ca. 5% meiner Patienten.

Denn alle anderen haben einen langsamen Stoffwechsel. Bei diesem ist Vitamin D absolut kontraindiziert.

Während ich mich am Anfang meiner Tätigkeit ebenso wie viele Heilpraktiker Kollegen und (damals noch keine) Ärzte auf dem Vitamin D Zug befand, habe ich doch recht schnell die Beobachtung gemacht, dass Vitamin D öfter als nicht zu einer Verschlechterung des Zustandes oder sogar sehr unerwünschten Nebenwirkungen geführt hat (Erschöpfung, Verschlechterung unterschiedlicher bestehender Symptome, Gewichtszunahme).

Dies war selbst dann der Fall, wenn die Vitamin D Werte im Blut niedrig waren. Interessant war auch, dass die Blutwerte an Vitamin D gerade bei sehr erschöpften Patienten auch nach mehrmaligen Hochdosistherapien mit Vitamin D einfach nicht hochgehen wollten (auch mit Co-Faktoren wie Magnesium, Vitamin C und Vitamin K2 nicht).

Nachdem ich angefangen habe mich nicht nur mit dem Hormonsystem, sondern auch mit der Energieproduktion auf Zellebene zu beschäftigen, habe ich verstanden warum. Mehrere Faktoren führen zu einem scheinbaren Vitamin D Mangel im Blut.

Erstens produziert der Körper auch bei stärkster Sonne nicht automatische Unmengen an Vitamin D. Somit ist ein Vitamin D Mangel nicht automatisch auch ein Sonnenmangel. Außerdem wird bei dem ganzen „Hype“ des Vitamin D als Steroidhormon oft vergessen, dass die mit wichtigste Funktion des Vitamin D mittelbar die Steigerung von Kalzium im Körper ist. Und Kalzium ist etwas, wovon 90% der Erwachsenen nicht nur zu viel haben, sondern eben auch an den falschen Stellen. Kalzium im Gewebe bedeutet immer, dass der Stoffwechsel verlangsamt ist, damit ist ein Mangel an Produktion von Zellenergie auf mitochondrialer Ebene gemeint. Folge sind meist nicht nur Übergewicht, sondern auch Erschöpfung, Schilddrüsenunterfunktion und Nebennierenerschöpfung. Zwar ist richtig, dass in etwa bei Osteoporose im Knochen Kalzium fehlt, doch eine Gabe von Vitamin D, Kalzium und selbst Vitamin K2 wird nicht automatisch dafür sorgen, dass Kalzium wieder in die Knochen aufgenommen wird. Vitamin D sorgt lediglich dafür, dass Kalzium im Darm weiter aufgenommen wird. Somit schützt sich der Körper, unabhängig vom Vorhandensein der Sonne, vor einer Überladung mit Kalzium und fährt so die eigene Produktion an Vitamin D herunter.

Außerdem sollten im Körper Vitamin A, das Kalzium aus dem Gewebe holt, indem der Stoffwechsel angekurbelt wird, in einem guten Verhältnis zueinander stehen, wobei Vitamin A immer höher als Vitamin D sein sollte. Über das ideale Verhältnis wird gestritten, doch viele richten sich nach dem Vorbild der Natur. Lebertran ist ein Lebensmittel, indem sowohl Vitamin A als auch Vitamin D in hoher Dosierung vorliegen. Dort liegt das Verhältnis bei 4 oder 5 Teilen Vitamin A zu 1 Teil Vitamin D. Doch leider sind heutzutage fast 100% der Bevölkerung im Vitamin A Defizit. Schließlich ißt kaum jemand heute noch regelmäßig Organe wie Leber. Damit ist auch klar, warum der Körper ebenfalls die Vitamin D Produktion herunter fährt, nämlich um sich vor einem weiteren Unverhältnis zwischen Vitamin D und A zu im Körper schützen.

Möglicherweise werden dann die Rezeptoren für Vitamin D im Körper auch resistent. Meist wird dann auf Biegen und Brechen versucht die Blockade zu umgehen, anstatt zu verstehen warum sie besteht. Eine solche kann auch im Rahmen von chronischen Infektionen im Körper eintreten, wobei besonders virale Belastungen den Stoffwechsel verlangsamen.

Auch das Immunsystem wird durch Vitamin D nicht zwangsläufig positiv beeinflusst. Nach dem Marshall Protokoll sollte Vitamin D bei Auto-Immunität sogar streng vermieden werden. Kalzitriol, die aktive Form des Vitamin D, wird teilweise bei Psoriasis eingesetzt, weil dadurch das Immunsystem unterdrückt wird. Dies gilt wohl auch beim Vorhandensein von bestimmten Viren. Im Übrigen enthalten Nachtschattengewächse Calcitriol. Wäre Vitamin D das Wundermittel für das es vielfältig gehalten wird, dürften Menschen, die regelmäßig Kartoffeln, Tomaten, Aubergine und Co essen im Grunde niemals mehr krank werden und eine hervorragende Schilddrüsenleistung haben. Doch leider stehen Nachtschattengewächse im Verdacht Auto-immune Störungen und auch manche Arthritiden zu verstärken.

Hormonelle Probleme durch Kalziumüberschuss

Die Blutzuckerkontrolle, die Gesundheit der Nebennieren und die Schilddrüse werden meiner Erfahrung nach direkt von einem Kalziumüberschuss im Gewebe negativ beeinflusst. Ohne einen normalen Kalziumwert im Gewebe, besteht keine Hoffnung diese Themenbereiche zu regulieren. Vitamin D sorgt direkt dafür, dass im Gewebe Kalium, Phosphor und Bor gesenkt werden. Phosphor beschleunigt den Stoffwechsel, Kalium sorgt für eine Erholung von Schilddrüse und Nebennieren.

Vitamin D-nur auf eigene Gefahr….

Ich habe mich am Anfang meiner Verwendung des Stoffwechseltests über die Haare manchmal bei Patienten mit einem langsamen Stoffwechsel und Kalzium Mangel dazu überreden lassen Vitamin D einzusetzen, wenn auch nicht in Hochdosierungen von bis zu 20.000 IE täglich, sondern eher im Rahmen von 1000-5000 IE täglich geblieben bin. Doch dies hat sich immer gerächt. Die gewünschten Fortschritte wurden verzögert, der Patient fühlte sich nicht besser. Im Gegenteil. Meist wurde dann auch noch Kalium gesenkt, was bei meist eh schon schwachen Nebennieren zu einer weiteren Erschöpfung führt und einer erhöhten Ausschüttung von Adrenalin nach sich zieht.

Daher mache ich solche Experimente in meiner Praxis nicht mehr mit. Der Patient muss dann auf eigene Gefahr das Vitamin D nehmen und auch mit den Konsequenzen leben.

Vitamin D ist natürlich bei den 5% der erwachsenen Patienten, die es wirklich brauchen, äußerst nützlich. Kinder, beispielsweise, haben meist einen schnelleren Stoffwechsel, wodurch Vitamin D oft indiziert ist. Doch in den restlichen Fällen ist es im Ergebnis, auch in niedrigen Dosierungen, einfach kontraproduktiv.

Zwar gibt es mittlerweile auch Tests, die nicht nur das Vitamin D2 oder D3 im Blut testen, sondern auch andere Parameter, die angeblich einen besseren Aufschluss über den Vitamin D Bedarf geben. Doch wenn man weiß ob sich der Patient im schnellen oder langsamen Stoffwechsel befindet und wie hoch sein Kalzium Wert im Gewebe ist, erübrigt sich solch ein Test.

Sonnenmangel ist nicht gleich Vitamin D Mangel

Nützlich ist auch Sonnenbaden nicht nur mit der Vitamin D Produktion gleich zu setzen. Denn die Sonne bietet viel mehr als nur Vitamin D. Hier sind es vor allem die Infrarotstrahlen der Sonne, die positiv auf die Mitochondrien einwirken und so den Stoffwechsel beschleunigen und auch die Steroidhormonproduktion in der Haut ankurbeln.

FAZIT:

Die Substitution von Vitamin D sollte auch bei (scheinbar) niedrigen Vitamin D Werten im Blut nur dann erfolgen, wenn der Stoffwechsel schnell ist (also eine gute Energieversorgung durch die Mitochondrien erfolgt) und ein Kalzium Mangel vorliegt! Der Stoffwechsel wird ansonsten nur weiter verlangsamt und es kommt früher oder später zu wirklich unerwünschten Nebenwirkungen.

Vitamin D kann dann nutzbringend eingesetzt werden, wenn alle diese Voraussetzungen gegeben sind:

  • Ein Vitamin D Mangel im Blut vorliegt
  • Kein Magnesiummangel im Haar vorliegt
  • Ein Kalziummangel vorliegt
  • Der Stoffwechsel schnell ist
  • Keine Möglichkeit des Sonnenbades besteht

Diese Beobachtungen haben sich in meiner 10-jährigen Praxistätigkeit immer wieder bestätigt. Zudem bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass Vitamin D aus der Sonne (wasserlöslich) und Vitamin D oral (fettlöslich) nicht das Gleiche sind. Ersteres unterstützt das Immunsystem viel särker, letzteres ist für die Kalziumaufnahme zuständig. Das wasserlösliche Vitamin D kann sich in das wasserlösliche Vitamin D umwandeln, umgekehrt funktioniert das leider nicht (siehe auch hier und hier).

Bild: eigenes Werk, PowerPoint