Die Therapie vieler Patienten stagniert, weil sie sich Attacken des inneren Kritikers oder inneren Saboteurs aussetzen.
Diese beiden Persönlichkeitsanteile, die häufig auch für Therapieabbrüche sorgen, entstehen meist sehr früh in der emotionalen Entwicklung, oft schon im Mutterleib.
Der innere Kritiker äußerst sich als Anteil, der alles, was man macht, abwertet und schlecht macht. Nicht selten fühlt sich der Betroffene dann wie ein Versager, ein Nichts oder Niemand.
Der innere Saboteur geht noch einen Schritt weiter. Immer dann, wenn man sich etwas Gutes tun möchte, z.B. durch eine Therapie zu einer gesünderen Lebensweise oder mehr Energie kommen, macht er einem einen Strich durch die Rechnung. Dies kann direkt durch eine Weigerung kommen sinnvolle therapeutische Maßnahmen umzusetzen. Oder die Lust auf gesundheitsschädliches Verhalten wie trinken, rauchen, Süßigkeiten essen wird immer größer und scheint kaum überwindbar. In anderen Fällen zeigt sich der Saboteur in der Interaktion mit der Umwelt. Man fängt an Sachen vermehrt kaputt zu machen, ist in Unfälle verwickelt oder stößt Menschen von sich weg, die man eigentlich mag oder gar liebt.
Es geht hier hauptsächlich darum Achtsamkeit für diese Zusammenhänge zu entwickeln, die sehr eng mit dem sogenannten “Locus of Control Shift” verbunden sind. Dieses früh erworbene psychologische Konstrukt entsteht, wenn im Mutterleib oder in der frühen Kindheit eine unsichere bis feindliche Umgebung bestand und das Kind sich für diese Umstände die Schuld geben (musste), um den Zustand ertragen zu können.
In einer Phase, in welcher der Patient mit diesen Themen konfrontiert ist, kommt es häufig zu zwei Szenarien. Patienten brechen die Therapie ab, weil sie die Therapiemaßnahmen einfach nicht umsetzen können. Oder sie bestrafen sich nach erfolgreicher Umsetzung der Therapiemaßnahmen anderweitig mit Unfällen, Trennungen und Ähnlichem.
Problematisch an beiden Auswirkungsformen ist die bedauerliche Tatsache, dass der Patient auf seinem Heilweg entweder nicht weiter kommt, oder für diesen einen sehr hohen Preis zahlt, bis er dieses Thema gelöst hat. Denn der innere Stress, der bei diesen Mustern entsteht, ist eine ständige Belastung der Nebenniere und oft auch eine Heilungsblockade bei der regulativen Therapie.
Die einzige Möglichkeit mit dieser Thematik umzugehen, ist proaktiv.
Typische Symptome von Attacken des inneren Kritikers oder des Saboteurs können sein:
- Das Gefühl ein Versager, Niemand oder ein Nichts zu sein
- Suchtstrukturen jeglicher Form
- Erhöhte Unfallneigung
- Gefühl, man habe Gutes und Heilung nicht verdient
- Gefühl mit einem wäre etwas falsch, man wäre komisch, anders als die anderen
- Angst, dass die anderen entdecken, dass man eigentlich nichts kann
- Große Bemühungen (oft bis zur Erschöpfung) vor anderen zu verbergen, dass man nichts kann
- Somatisierungen, Aufflackern von Krankheiten, besonders auch auto-immune Störungen
- Selbstvorwürfe in Bezug auf das eigene Versagen
- Angst um das, was andere über einen denken
- Perfektionismus, hier tritt auch noch der innere Antreiber in die Runde
- Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen, kein Gefühl der Befriedigung beim erreichen von Zielen
- Sich klein machen
- Sich aufopfern
- Keine Hilfe, Liebe, Anerkennung “annehmen” können
- Selbsthass
- Gefühl hässlich zu sein, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, große Wertlegung auf ein gutes äußeres Erscheinungsbild
- Tritt oft im Zusammenhang mit dem Ansteigen körperlicher Vitalität und Energie auf, weil psychische Themen dann an die Oberfläche kommen
- Tritt oft im Zusammenhang mit Situationen auf, wo “es gut werden könnte“, wie neuer Job oder der Begegnung mit dem “Traumpartner”
Natürlich ist dieses Thema nicht bei allen Betroffenen gleich stark ausgeprägt. Gleichzeitig ist dieser Mechanismus oft auch sehr subtil. Weil man es nicht anders kennt, fällt einem nicht auf, wie stark selbst-Sabotage oder sich klein machen Teil des eigenen Lebens sein kann.
Die gute Nachricht ist, dass die Überwindung dieser zutiefst toxischen Struktur nicht nur möglich ist, sondern auch den Weg frei macht für die eigenen Wünsche.
Bildquelle: By Fabienkhan – Own work, CC BY-SA 2.5, Wikipedia