Es gibt einige Faktoren, welche die Ermittlung der Schilddrüsenfunktion über einen Bluttest problematisch machen.

TSH als ungeeigneter Gradmesser der Schilddrüsenfunktion

TSH
  • Schon bei Einführung der Laborparameter in den 60er Jahren wird geschätzt, dass bereits 30% Bevölkerung an einer Schilddrüsenunterfunktion litten. Normwerte für Laborparameter sind damit nicht Idealwerten gleichzusetzen. Sie geben lediglich einen statistischen Durschnitt in Bezug auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung ab.
  • Die Normwerte für die Messung des TSH Wertes sind damit nicht mit den Idealwerten für TSH gleichzusetzen. Das Normspektrum oder Toleranzspektrum des TSH ist mit 0,27-4,2 Mikro-IU/ml viel zu ungenau.
  • Wenn man davon ausgeht, dass die Hypophyse, die das TSH absondert, erst dann aktiv wird, wenn die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert, müsste ein möglichst niedriger Wert an TSH eine optimale Funktion der Schilddrüse anzeigen. Stattdessen werden Werte unter 0,27 Mikro-IU/ml als Indikatoren für eine Schilddrüsenunterfunktion gesehen.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass TSH selber Entzündungsprozesse hervorrufen kann, was gegen eine Rolle des TSH als notwendigen Aktivator der Schilddrüse sprechen würde. Schließlich zeichnet sich ein gesunder Schilddrüsenstoffwechsel durch eine Abwesenheit von Entzündungen aus. Damit wird auch die Rolle des TSHs zur Ermittlung der Schilddrüsenfunktion in einem gesunden Körper zweifelhaft.
  • In Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass die Schilddrüse auch bei Fehlfunktionen oder sogar einer Entfernung der Hypophyse normal funktionieren kann. Dies spricht ebenfalls gegen die Bedeutung des TSHs bei der Ermittlung von Schilddrüsenfehlfunktionen.
  • Die Produktion von TSH kann kurz- oder langfristig durch folgende Faktoren u.a. beeinflusst werden: Alterungsprozesse, Infektionen, Verletzungen, andauernde Kortisolausschüttung, Dopamin, L-Dopamin, Adrenalin, Amphetamine, Fieber und Koffein. Diese Beeinflussungen wirken sich nicht unbedingt gleichermaßen auf die Produktion der eigentlichen Schilddrüsenhormone aus.
T3 und T4
  • Auch bei Schilddrüsenhormonen kann eine „freie“ und eine „gebundene“ Form gemessen werden. In Laborparametern wird die Messung der freien Hormone (heutzutage Standard) mit der Kennzeichnung FT3 und FT4 vorgenommen
  • Bei der Messung von nur T3 und T4 wird nicht klar, ob das T3 auch in seiner verwertbaren Form vorliegt und nicht in etwa als reverses T3
  • Bluttests geben keine Aussage über die Verwertung der Schilddrüsenhormone in der Zelle
  • Ebenso wie beim TSH, umfasst das Normalspektrum einen zu großen Toleranzbereich, Idealwerte werden nicht festgesetzt

Hilfreich sind Bluttests jedoch bei der Ermittlung von auto-immunen Antikörpern gegen die Schilddrüse:

  • TPO-AK und TG-AK, die Hinweis auf eine Hashimoto Thyreoiditis sein können
  • TRAK-AK, die Hinweis auf ein Morbus Basedow sein können

Weitere Hinweise zur Problematik des TSH als Gradmesser für die Schilddrüsenfunktion finden Sie unter: www.raypeat.com.

Hinzu kommt, dass Testergebnisse immer auch mit dem Befinden und der Symptomatik abgeglichen werden sollte. Der Patient muss in seiner Ganzheit gesehen werden und nicht nur auf Testergebnisse reduziert werden.

Blutwerte sagen auch nichts über die Verfügbarkeit von Hormonen in der Zelle aus. Im Stressstoffwechsel dichten sich die Zellen oft gegen Schilddrüsenhormone ab. Es wird das sogenannte reverse T3 gebildet (mehr dazu hier).

Damit können die Bestimmung des TSH, T3 und T4 als grobe Indikatoren der Schilddrüsenfunktion gesehen werden. Oft sind sie jedoch nicht in der Lage subtile Hormonstörungen zu diagnostizieren (oder deren Verfügbarkeit in der Zelle), wodurch sich erst eine ausgeprägte Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion im Bluttest ermitteln lässt.

Oft werden bei der Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen klinische Zeichen nicht beachtet, sodass am Ende Testergebnisse und nicht Menschen behandelt werden.

Bild: Tannim101 – /Tom Mallinson, Wikipedia