Naturheilkunde kann auf verschiedene Weise betrieben werden.

Manche Menschen verstehen darunter einfach die Gabe von natürlichen statt chemischen Präparaten für ihre Symptome. Dies entspricht jedoch im Wesentlichen immer noch dem symptombezogenen schulmedizinischen Modell für Gesundheit.

Im Ursprungssinne ist die Naturheilkunde (bevor die Aufklärung eine Spaltung des Menschen in Gefühl und Verstand postuliert hat) eine ganzheitliche Methode. Das heißt, es wird der ganze Mensch behandelt. In früheren Zeiten haben die Kräuterfrau, der Schamane oder Medizinmann also nicht nur Tränke und Pülverchen für den kranken Menschen bereit gestellt, sondern auch Rituale und sogar “Zauber” veranstaltet, um den Menschen wieder in seine Mitte zu bringen. Dieser “esoterische” Teil mag den einen ansprechen und den anderen im Sinne eines “Budenzaubers” abschrecken. Die Quintessenz des ganzen ist jedoch, dass die Naturheilkunde im eigentlichen Sinne den ganzen Menschen behandelt und eben nicht nur seine Symptome.

Es wird dann häufig gesagt, dass Körper, Geist und Seele behandelt werden sollten. Modern interpretiert bedeutet dies, dass der Körper behandelt wird und auch die Psyche.

Viele Menschen, die in meine Behandlung kommen, werden von der Schulmedizin als gesund oder mit ihren Beschwerden gar als Simulanten abgetan. Das hat einerseits damit zu tun, dass Hormonbeschwerden und ihre Zusammenhänge vielfach während der medizinischen Ausbildung als Stiefkind behandelt werden. Das hat auch damit zu tun, dass die meisten medizinischen Tests zu ungenau sind, um wirklich Auskunft über den Zustand der Hormone zu geben. Ein Beispiel dafür ist die Orientierung am TSH-Wert um die Gesundheit der Schilddrüse zu bestimmen. Wer also nicht dir richtigen Fragen stellt, bekommt auch keine Antworten. Außerdem ist der Fokus der Schulmedizin nicht auf funktionelle Probleme gerichtet, sondern auf organische Störungen. Hormonprobleme sind jedoch nicht immer mit organischen Manifestationen verbunden. Und auch wenn sie dies sind, wird selten nach den Ursachen für diese gesucht.

Kurz gesagt, die Diagnose eines Menschen, bei dem man durch die gängigen medizinischen Blutuntersuchungen nichts findet, ist schulmedizinisch eine psychosomatische. Die Botschaft an diesen Menschen lautet somit: “Gehen Sie in psychotherapeutische Behandlung. Ihr Körper muss nicht behandelt werden”.

Insofern fühlen sich Menschen, die im Grunde als Simulanten abgetan werden, von meiner Behandlung sehr angesprochen. Das ist auch gut so. Denn auch ich habe einst mit dieser “Diagnose” leben müssen und wollte mich damit nicht abfinden.

Doch nur weil sich Betroffene ihre Beschwerden nicht einbilden, heißt nicht, dass es neben der körperlichen Störung keine psychische Komponente gäbe. 

Hormonprobleme sind eine unspezifische Antwort auf Stress. Der Stress kann vom Körper oder der Psyche kommen.

Körperliche Mangelzustände führen zu einer Verschiebung der Biochemie, doch auch psychische Blockaden können dies bewirken. Ist die Biochemie erst einmal verschoben, führt dies zu weiteren Entgleisungen des Stoffwechsels, wodurch die Psyche biochemisch wiederum beeinflusst wird.

Unser heutiger Lebensstil und auch unsere Umweltbedingungen sorgen dafür, dass der Körper meist soweit gestresst ist, dass er sogar aufhört ausreichend Energie auf Zellebene zu produzieren. Das Hormonsystem, was Energie verteilt, entgleist dadurch gleich mit. Um Energie zu produzieren, braucht der Körper Nährstoffe. Der Körper hat in Bezug auf eine gute Funktionsweise seine eigenen Regeln. Er braucht Nährstoffe, Luft und Wasser, um zu leben. Das kann durch NICHTS anderes ersetzt werden. Diese simple Tatsache ist für viele Patienten ein großer Lernprozess. Immer wieder muss ich ihnen erklären warum sie denn nun ihre Ernährung umstellen müssen und genügend Eiweiß essen müssen und warum sie leider auch Nahrungsergänzung brauchen. Auch Ruhezeiten und Schlaf sind für die rein physische Funktion des Körpers unerlässlich.

Insofern stellt die Behandlung des Körpers einen großen Teil meiner Behandlung des Hormonsystems dar. Denn wenn der Körper nicht gut versorgt ist, erübrigt sich der Rest.

Doch jetzt kommt das große ABER.

Die körperliche Versorgung ist bei der Behandlung von hormonellen Störungen noch lange nicht alles.

Bereits die Tatsache, dass Menschen sich oft nicht die Ruhe gönnen, die sie brauchen, um physisch gesund zu sein, zeigt, dass sie psychisch nicht gut mit sich umgehen. Wenn Menschen sich ständig antreiben, um über ihre körperlichen Grenzen zu gehen, zeigt dies, dass sie psychisch nicht gut mit sich umgehen. Eine Nebennierenschwäche ist das sicht- und fühlbare Ergebnis eines solchen Umgangs mit sich selber. Und eine solche haben 95% aller meiner Patienten.

Durch unsere westlich-industrialisierte Kultur sind wir es einfach gewohnt Raubbau gegen uns selber zu betreiben, im Hamsterrad zu funktionieren, bis es nicht mehr geht. Viele orientieren sich auch an völlig unrealistischen Maßstäben in Bezug auf das, was sie leisten können sollten.

Und das sind noch die “leichten” Fälle. Andere Patienten haben Schicksalsschläge oder Traumata erlebt, die sich weiterhin in ihrem Leben bemerkbar machen, auch wenn die Patienten diesen Ereignissen oft keine große Bedeutung beimessen. Denn unter Stress spalten wir uns häufig von Schmerz ab- ein Überlebensmechanismus des Körpers.

Fast zwangsläufig leben Menschen so nicht ihrer wahren Natur gemäß. Sie wissen nicht mehr wer sie sind, haben sich sogar oft selber verloren.

Mit anderen Worten: ich kenne keinen Patienten, der nicht auf die eine oder andere Weise ein psychisches Thema hat, welches einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung der hormonellen Störungen geleistet hat!

Dazu ein Beispiel:

Eine Patientin kam zur hormonellen Balance, da sie vor einigen Jahren Brustkrebs gehabt hatte und nun gerne durch eine Balance der Hormone weiteren Vorfällen vorbeugen wollte. Es zeigten sich in der Haarmineralanalyse erhöhte Kalzium-, Kupfer-, und Kobaltwerte u.a., welche Indikatoren für einen langsamen Stoffwechsel sind und damit auch eine langsame Entgiftung des Körpers nach sich ziehen. Durch eine Fußverletzung beschloss die Patientin sich einer körperorientierten Therapie zuzuwenden, die sowohl körperliche als auch emotionale Blockaden behandelt. Nach einem erneuten Test zeigt sich nun eine massive Ausscheidung an Schwermetallen bei der Patientin. Während vorherige Tests nur wenig Bewegung zeigten, war das Ergebnis nun eindrucksvoll. Die Patientin gab auch an viel energiegeladener als vorher zu sein, sie fühlte sich insgesamt viel besser. Die Fußschmerzen waren auch weg. Dies ist ein eindrücklicher Fall für den Zusammenhang von Körper, Psyche und „Zellgedächtnis“. Durch Bewegung auf der einen Ebenen, kann nun auch die andere Ebene loslassen.

Die Erfahrung zeigt außerdem: je mehr die hormonellen Störungen den rein funktionellen Bereich verlassen und bereits organische Manifestationen zeigen (Hashimoto, PCOS, Endometriose, Zysten, Myome etc.), desto mehr wurden psychische Konflikte in den Körper gedrängt. Dies gilt auch für chronische Erschöpfung.

Es heißt also absolut nicht, dass Patienten mit Organmanifestationen oder auch funktionellen Beschwerden sich ihre Beschwerden einbilden. Der Körper muss absolut behandelt werden! Denn irgendwann weiß man einfach nicht mehr wo Henne und wo Ei ist. Behandelt werden sollte aber eben wirklich BEIDES.

Insofern fordere ich jeden Patienten auf, der eine echte naturheilkundliche Behandlung wünscht, den Begriff “Ganzheitlichkeit” in seiner Behandlung ernst zu nehmen.

Was heißt das konkret?

Bei psychischen Fragestellungen setze ich vorwiegend eine Traumatherapie Methode ein, die ich selber entwickelt habe.

Quelle Titelbild: Von Stefan W from Wien, Österreich – Zahnrad. / Gear., CC BY 2.0, Wikipedia