Hormone können sowohl im Speichel als auch im Blut gemessen werden, in manchen Fällen auch im Urin. Doch welche ist die beste Methode? Das kommt sehr auf das Hormon an, welches gemessen werden soll.

Im Blut können folgende Hormone gut gemessen werden:

  • TSH
  • Freies T3
  • Freies T4
  • Prolaktin
  • ACTH
  • LH
  • FSH
  • Anti-Müller-Hormon (Bildung Ovarien/Hoden)

Kurz gesagt: Schilddrüsenhormone und Hypophysenhormone (z.B. TSH) werden am besten im Blut gemessen. Selten werden auch Urintests für die Schilddrüsenhormone angeboten, welche angeblich genauer sein sollen als Bluttests.

In meiner Praxis verwende ich den Bluttest in Bezug auf die Feststellung der Schilddrüsenwerte neben dem TSH und dem FT3/FT4 nur für folgende Parameter:

  • Cholesterin
  • Hashimoto Antikörper (TG und TPO-AK)
  • Basedow Antikörper (TRAK-AK)

Hier und hier erfahren Sie, warum warum ausschließliche Schilddrüsentests im Blut generell nicht zuverlässig sind.

Geschlechtshormone (z.B. Progesteron) und Nebennierenhormone (z.B. Kortisol) sollten jedoch im Speichel gemessen werden. Dies gilt für:

  • Progesteron
  • Östradiol, Östriol, Östron
  • DHEA
  • Testosteron
  • Kortisol
  • Aldosteron (selten als Speicheltest erhältlich)

Auch Melatonin, was in der Zirbeldrüse gebildet wird und den Schlafrhythmus bestimmt, kann gut im Speichel bestimmt werden.

Vorteile der Speichelprobe gegenüber der Bluttestung:

  • Einfache Entnahme zu Hause
  • Entnahme nicht invasiv
  • Testergebnisse sind leichter zu interpretieren durch Präsentation mit Diagrammen
  • Bei manchen Hormonen (Progesteron/Östrogen/Kortisol) sind Uhrzeit und/oder Zyklusstadium zu beachten. Fehlt dieses, sind Proben letztendlich nicht aussagekräftig. Solche Angaben fehlen in der Regel auf Blutbefunden!
  • Anleitungen in den Testkits für Speichelproben enthalten detaillierte Anweisungen über den Zeitpunkt der Testentnahme, sodass Sie sich später auf die Aussagekraft des Tests verlassen können.
  • Bei den Geschlechtshormonen und Kortisol sind Blutproben häufig nicht aussagekräftig, da diese nur die Gesamtkonzentration der Hormone anzeigen. Hormone sind jedoch häufig an Transportproteine gebunden (Kortisol: Transcortin, Sexualhormone: SHGB). In einer solchen Form gebundene Hormone stehen dem Körper jedoch nicht zur Verfügung, egal wie hoch die Konzentration des Hormones im Blut auch erscheinen mag. Wenn Sie also aussagekräftige Bluttests machen wollen, müssen Sie die Bindungsproteine mitbestimmen. Im Speichel hingegen werden immer freie Hormone angezeigt, da die Speichelmembran die gebundenen Hormone nicht in den Speichel entlässt.
  • Speichelproben werden mehrmals am Tag entnommen. Dies gleicht Schwankungen aus, da Hormone nicht gleichmäßig über den Tag verteilt an das Blut abgegeben werden. Dies macht die Proben aussagekräftiger.
  • Proben bleiben auch nach dem Transport besser stabil.
  • Speicheltests präsentieren Hormone, die miteinander verglichen werden sollen, gleich in der richtigen Einheit. Bei Bluttests muss man oft mühsam Einheiten umrechnen, um einen Vergleich zu machen (z.B. Östrogendominanz/Progesteronmangel)
  • Speicheltests geben immer auch Referenzwerte an, Bluttests nicht immer
  • Speicheltest sind gegenüber Bluttests dadurch wesentlich weniger fehleranfällig!

Bitte beachten Sie jedoch, dass nicht alle Speichellabore die gleiche Qualität an Speicheltests anbieten. Dabei ist nicht gesagt, dass teurere Labore auch immer besser sind. Manche Speichellabore bereiten den Test optisch auch nicht so auf, dass er leicht von Patienten und Therapeuten interpretiert werden kann (z.B. Quotient Östrogendominanz). In manchen Fällen fehlen sogar wichtige Referenzpunkte wie Zyklustag etc. Auch die Anleitung ist bei manchen Testsets nicht ausreichend, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erreichen (z.B. Hinweis, dass Östrogendominanz nur in der 2. Zyklushälfte gemessen werden sollte).

Neurotransmitter, die Botenstoffe des Gehirnes, werden bevorzugt im Urin getestet:

  • Adrenalin
  • Noradrenalin
  • Dopamin
  • Serotonin
  • GABA
  • Glutamat

Die Urinprobe weist gegenüber Blutproben an der Stelle eine höhere Stabilitätssicherheit beim Transport auf (Blut muss stabilisiert und teilweise gefroren werden). Gleichzeitig ist die Entnahme zu Hause wesentlich angenehmer. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Neurotransmitter im Urin den Stand im Darm angeben, der sich im Wesentlichen von anderen Körperregionen unterscheiden kann, z.B. dem Gehirn. Daher ist eine Messung an Neurotransmittern im Darm, um in etwa eine Depression festzustellen, nicht unbedingt sinnvoll. 

Der spezialisierte Haartest hingegen gibt meiner Erfahrung nach Hinweise über einen Langzeittrend über die Arbeit der Schilddrüse, der Nebennieren und der Geschlechtshormone. Dieser Test ist eine sehr gute Ergänzung der Speicheltests und in Bezug auf die Schilddrüsenhormone meiner Ansicht nach zuverlässiger als die Messung im Blut. Weitere Hinweise hierzu finden Sie hier.

Weitere Hinweise zur Diagnostik in meiner Behandlung finden Sie hier.