Ganzheitliche Hormontherapeuten sind Detektive und Diagnostiker zugleich. Sie werden ihren Patienten nur dann helfen können, wenn sie mit dem Patienten gemeinsam nach und nach alle “Baustellen” aufdecken und behandeln, die das System stressen und so im Stressstoffwechsel halten. Hormonprobleme sind immer komplex und haben nie nur eine Ursache.

Doch wie geht man mit dieser Tatsache in Bezug auf die Diagnostik in der Therapie vor?

Es gibt zwei Möglichkeiten.

Möglichkeit 1:

Man lässt den Patienten gleich am Anfang der Therapie alle möglichen Untersuchungen machen, um ein möglichst komplettes Bild seiner Situation zu erhalten.

In Bezug auf die hormonelle Therapie wären dies folgende Untersuchungen:

  • Stoffwechseltest über die Haarmineralanalyse (ca. 150 Euro)
  • Speichelhormontest komplett (ca. 190 Euro)
  • Kompletter Bluttest (Leberwerte, Nierenwerte, Cholesterin, Blutfettwerte) (zw. 100-200 Euro, je nach Ausführlichkeit)
  • Stuhltest auf einen “brüchigen Darm” (Leaky Gut), (ca. 145 Euro)
  • Blutuntersuchung auf Nahrungsmittelintoleranzen (ca. 100 Euro)
  • Stuhltest auf Darmparasiten (ca. 100 Euro) und Untersuchung der Darmflora (ca. 70 Euro)
  • Viren- und Bakterienscan (ca. 200 Euro)
  • Untersuchung des Immunsystems (Lymphozythenausdifferenzierung) (ca. 100 Euro)
  • Spezifische Untersuchungen auf eine Quecksilberbelastung (ca. 500 Euro)
  • Untersuchung der Funktionsweise beider Leberphasen (Kaffee-Paracetamoltest), (ca. 60 Euro)
  • Genetische Untersuchung der Entgiftungsfähigkeit (zw. 100 und 300 Euro)

Somit liegt man bei einer Anfangsuntersuchung bei ca. 2000 Euro

Möglichkeit 2:

Man fängt mit einer Untersuchung an und schaut zunächst einmal wie der Patient reagiert.

Die erste Möglichkeit ist ganz sicherlich einerseits das Traumszenario eines jeden Therapeuten. Er kann so ganz in Ruhe die “Baustellen” des Patienten ordnen und “Brennpunkte” eruieren. Man kann so auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen wie der Patient auf manche Therapien reagieren wird.

Nachteil für den Patienten ist einerseits der Kostenfaktor, andererseits auch eine gewisse Überforderung. Denn zu viele Informationen führen bei dem Patienten oft entweder zu Hoffnungslosigkeit oder Aktionismus. Viele Diagnosen lenken auch gerne einmal von dem roten Faden ab, der in jeder Therapie vorhanden sein sollte.

Hinzu kommt, dass viele der oben genannten Untersuchungen keine Auskunft über die Schaltstellen im Körper geben, wo die Krankheit entsteht. Doch genau dort sollte man ansetzen.

Es ist z.B. nicht sinnvoll die Darmflora zu behandeln, wenn der Patient seine Ernährung nicht umstellt und zudem ein Problem des Immunsystems hat. Denn die gestörte Darmflora ist lediglich ein Symptom einer tiefer liegenden Störung. Eine Lenkung der Darmflora kann zu einem Zeitpunkt sinnvoll sein, wo die eigentlichen Ursachen der Störung beseitigt wurden. Allerdings hat sich die Darmflora zu diesem Zeitpunkt meist bereits von selber regeneriert. Denn die Darmflora kann sich innerhalb von 24 Stunden komplett verändern, sollten die Umstände sich verändern.

Wie gehe ich also in meiner Praxis mit diesem Dilemma um?

Zunächst einmal werden organische Beschwerden und akute Entzündungen durch einen Bluttest, oft ärztlicherseits, abgeklärt. Viele Patienten haben diesen Schritt bereits hinter sich gebracht, wenn sie mich aufsuchen.

Ich fange dann in der Regel mit nur einem Test an, nämlich der Stoffwechselanalyse über die Haare, die zwar medizinisch nicht anerkannt ist, mir jedoch über die Jahre wesentlich bessere Informationen als jeder Bluttest in Bezug auf den Stoffwechsel gegeben hat.

Durch diesen Test erhalte ich eine Menge an Informationen über die Schaltstellen der menschlichen Gesundheit:

  • Aussagen über die Funktionsweise und den Status folgender Hormonsysteme: Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebennieren, Pankreas (Insulin), Geschlechtshormone (Östrogendominanz) im Durchschnitt der letzten drei Monate
  • Status über Spurenelemente, Mineralien und Schwermetalle im Gewebe der letzten 3 Monate
  • Aussage über die Funktion des Nervensystems (Sympathikus/Parasympathikus) und Traumamuster
  • Aussage über die Funktion der Leber und Nieren
  • Aussage über Mitochondriopathien und die Fähigkeit des Körpers Kohlenhydrate (Glukose) zu verarbeiten
  • Aussagen über die Vitalität und den Grad der empfundenen Energie im Leben des Patienten
  • Aussagen über eine Neigung zu Kalzifizierungen im Gewebe (Gallensteine, Arterienverkalkungen, Hallux Valgus, Nierensteine, Verkalkung der Haarwurzeln etc.)
  • Aussagen über eine Entzündungsneigung im Körper des Patienten (akut/chronisch)
  • Aussagen über die Produktion von Magensäure
  • Aussagen über die Vitalität des Patienten (Voraussage wie gut und schnell er Therapiemaßnahmen umsetzen wird, tiefe Energiereserven)

Durch die Stoffwechselanalyse bin ich in der Lage dem Patienten eine sinnvolle Basistherapie zu verordnen. Denn jede Therapie sollte an der Wurzel des Übels ansetzen. Weitere Hinweise zur Haarmineralanalyse finden Sie hier.

Es gibt in der Regel nur noch zwei weitere Tests, die dieses Bild am Anfang der Therapie sinnvoll ergänzen:

  • Der Walsh Test, der Hinweise auf epigenetische Störungen gibt, die einen erhöhten Nährstoffbedarf nach sich ziehen.
  • Ein Test des Immunsystems nebst Viren- und Bakterienscan, da Probleme auf diesem Gebiet den Therapieerfolg in Bezug auf die hormonelle Balance wesentlich behindern können. Diesen Test mache ich manchmal gleich zu Beginn, insbesondere wenn sich in der Anamnese Hinweise auf chronische Infektionen oder eine auto-immune Belastung ergeben oder bei chronischer Erschöpfung. Ich setze diesen Test im Laufe der Therapie ein, wenn diese nicht so läuft wie alle Beteiligten es sich vorstellen und es keine weiteren Hinweise auf Störfaktoren in der Therapie gibt. In manchen Fällen ist dieser Test sinnvoll, wenn der Patient die anfänglichen Therapiemaßnahmen “nicht verträgt”. Denn dann reagiert oft das Immunsystem auf den Energiezuwachs, der durch die Therapie erzielt wurde. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Patient mit allergischen Reaktionen oder großer Müdigkeit reagiert, wobei ein anderer Grund für die “Unverträglichkeit” der Therapie auch Schwermetalle sein können, die nun schneller entgiftet werden als der Patient es vertragen kann.

Ich führe also immer nur Untersuchungen durch, nach denen ich auch therapieren möchte.

Die oben geschilderte Vorgehensweise entspricht der “Stufe I” meines Therapiekonzeptes, in welcher der Stoffwechsel ausgeglichen wird. Hier erledigen sich bereits sehr viele hormonelle Störungen von alleine.

Ob ich einen Test des Immunsystems mache, hängt auch von der Vorliebe des Patienten ab. Denn es gibt Fälle, wo man es einfach einmal auch ohne probieren kann und anschließend gut voran kommt. Das ist für viele Patienten auch einfach eine finanzielle Frage. Andere Patienten möchten lieber “schwarz auf weiß” sehen, was möglicherweise auf sie zukommt.

Weitere Hinweise über die Vor- und Nachteile der Testung von Hormonen im Blut finden Sie hier und hier.

Wichtiger Hinweis: Alle Laboruntersuchungen rechnet der Patient direkt mit dem Labor ab. Dies erhöht die Transparenz und der Patient kann sicher sein, dass ich an den Tests nichts verdiene. Ich arbeite bewusst nicht mit Laboren, die sogenannte Empfehlungsprovisionen an Therapeuten zahlen. Denn diese Empfehlungsprovision zahlt selbstverständlich am Ende der Patient.

Bild: David Vignoni, Ysangkok, Wikipedia